Erneuerbare Energien in Marokko
Von unseren deutschsprachigen Rechtsanwälten Herrn Rechtsanwalt Dr. Christian Steiner, c.steiner@cbbl-lawyers.de, und Frau Rechtsanwältin Sophie Greiner, s.greiner@cbbl-lawyers.de, Tel. +212 - 648 120 763, mideastlaw.de
Für die Entwicklung Erneuerbarer Energien – insbesondere Photovoltaik, Solarthermie, Windkraft und einhergehend Grünen Wasserstoff – bietet Marokko exzellente Voraussetzungen und einen investitionsfreundlichen Regelungsrahmen.
- Warum Erneuerbare Energien gerade in Marokko?
- Welche Erneuerbaren Energien spielen in Marokko eine Rolle?
- Ablauf des Genehmigungsverfahrens für den Betrieb einer Erneuerbare-Energien-Anlage in Marokko
- Offre Maroc: Grüner Wasserstoff als Zukunftsträger der marokkanischen Nachhaltigkeitspolitik
- Förderung im Rahmen der Investitions-Charta
- Ist Marokko ein stabiler Partner in der MENA-Region?
- Aussichten für Investitionen im Feld der Erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz in Marokko
- Weitgehend unbeschränkter Zugang für ausländische Investoren in Marokko
1. Warum Erneuerbare Energien gerade in Marokko?
Aufgrund seiner geographischen Lage, Bodenschätze, qualifizierter Arbeitskräfte, politischer Stabilität, im Schnitt 8,8 Sonnenstunden pro Tag (zum Vergleich: 4,6 Stunden pro Tag in Deutschland, 8,2 Stunden pro Tag in Spanien) und einer windigen Atlantikküste birgt Marok-ko enormes Potential für die Entwicklung Erneuerbarer Energien. Dank der Modernisierung privater Haushalte sowie durch den Ausbau der Industrie steigt die Binnennachfrage nach Strom kontinuierlich. So lag etwa der Gesamtstromverbrauch 1990 noch bei 8,17 TWh, wo-von 2,15 TWh (26,3 %) auf Privathaushalte und 4,02 TWh (49,2 %) auf die Industrie entfielen. Der Verbrauch steigerte sich bis 2018 um 418 % für Privathaushalte und um 201 % für die Industrie. Die Nähe zu Europa, die Anbindung an das Mittelmeer und den Atlantik sowie die guten innerafrikanischen Beziehungen eröffnen eine Vielzahl von Absatzmärkten für den leitungsgebundenen Export sowie den marinen Export von „grünem“ Wasserstoff und seinen Derivaten wie Ammoniak.
Diese Vorteile hat das Königreich Marokko schon früh erkannt: 2009 gründete Marokko im Rahmen seiner Energiestrategie die Gesellschaft Masen (Moroccan Agency for Sustainable Energy). Seitdem wird die Gewinnung der Erneuerbaren Energien durch Masen in Kooperation mit der Gesellschaft ONEE (Office National de l’Électricité et de l’Eau potable) geplant, koordiniert und durchgeführt. Hauptaufgaben sind der Ausbau der Erneuerbaren Energien, die Verbesserung der Energieeffizienz und eine stärkere Zusammenarbeit mit anderen Ländern in der Region.
Der Anteil der Erneuerbaren Energien an der gesamten Stromerzeugungskapazität soll in Marokko rasant erhöht werden. Im Jahr 2020 lag der Anteil bei 37 %. Im Jahr 2025 sollen 47 % aus Erneuerbaren Energien gewonnen werden, davon 16 % aus Solarenergie.
Parallel bemüht sich Marokko um die Erhöhung der Energieeffizienz von öffentlichen Gebäuden, der Industrie und dem Transportsektor (Gesetz Loi n° 47-09 vom 29. September 2011), um bis 2030 weitere 15 % an Energieverbrauch einzusparen. Zur kontinuierlichen Verbesserung der Energieleistung in Effizienz, Nutzung und Verbrauch wurde 2015 zudem die Norm ISO 50001 eingeführt. Hierdurch wird die Zertifizierung zum Aufbau eines Ener-giemanagementsystems mit spezifischen Anforderungen und Empfehlungen für Organisatio-nen jeder Größe ermöglicht. Der 2020 vorgestellte „Nationale Wasserplan“ Plan National de l’Eau (PNE) soll die landesweite Wasserversorgung in den kommenden Jahren sicherstellen. Dabei rechnet Marokko mit Investitionen i.H.v. 11,82 Milliarden USD.
Mithilfe von Masen wurde über die Jahre hinweg eine große Anzahl an internationalen Branchenunternehmen angezogen und so ein hohes Maß an Knowhow aufgebaut. Marokko ist mit Multimilliarden-Investitionen (USD) in Erneuerbare Energien zu einem der Hauptakteure weltweit im Bereich Klima- und Umweltpolitik aufgestiegen.
2. Welche Erneuerbaren Energien spielen in Marokko eine Rolle?
Hauptpfeiler der regenerativen Energiegewinnung in Marokko sind Wasserkraft, Solar- und Windenergie, mit denen Marokko derzeit ca. 20 % seines Energiebedarfs deckt. Bekanntheit hat vor allem das im Süden Marokkos gelegene weltweit größte Sonnenwärmekraftwerk Noor in Ouarzazate erlangt. Die installierte Windkapazität im Land liegt derzeit bei rund 1.200 MW in elf Parks. Die Wasserkraft hat eine installierte Kapazität von 1.770 MW.
Marokko ist für die Herstellung Grünen Wasserstoffs prädestiniert. Das deutsche Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, kurz „BMZ“ schätzt, dass Marokko bis 2030 2-4 % des weltweiten (!) Bedarfs an Kraft- und Brennstoffen aus Grünem Wasserstoff (Power-to-X) decken könnte. Dies schlägt sich unter anderem im deutsch-marokkanischen Wasserstoff-Abkommen nieder, das im Juni 2020 in Berlin unterzeichnet wurde und vorsieht, dass Deutschland Marokko beim Bau einer Wasserstoffproduktionsanlage und der späteren Herstellung von Grünem Wasserstoff unterstützt. Marokkos erklärtes Ziel ist es, zu einem Weltmarktführer bei der Produktion grünen Wasserstoffs zu werden. Eine der Herausforderungen dabei ist die Bereitstellung des Rohstoffs Wasser, der aufgrund seiner allgemeinen Knappheit durch Meerwasserentsalzung gewonnen werden muss. Entsprechende Anlagen werden gerade im ganzen Land gebaut.
3. Ablauf des Genehmigungsverfahrens für den Betrieb einer Erneuerbare-Energien-Anlage in Marokko
Zum Betrieb einer Anlage zur Gewinnung Erneuerbarer Energien sind zwingende Ansprechpartner die marokkanische Agentur für Energieeffizienz „AMEE“ (Agence Marocaine pour l’Efficacité Energétique), die ADEREE (Agence Nationale pour le Développement des Energies Renouvelables et de l’Efficacité Energétique) sowie die ONEE.
Die Anforderungen an eine Genehmigung sind abhängig von der elektrischen Leistung der geplanten Anlage. Weder der Bau noch Betrieb, Kapazitätserweiterung oder -änderung von Produktionsanlagen für Strom aus Erneuerbaren Energiequellen sind bis 20 kW deklarierungs- oder autorisierungspflichtig.
Zwischen 20 kW und 2 MW besteht nach marokkanischem Recht eine Deklarierungspflicht. Anlagen über 2 MW sind genehmigungspflichtig. Für die Genehmigung im letzten Fall sind Angaben über Art und Zeitrahmen der durchzuführenden Arbeiten, deren Installationsabschnitte, die zu verwendenden erneuerbaren Energiequellen, die Lage der Produktionsstätte, sowie zu den technischen, städtebaulichen und sicherheitsbezogenen Modalitäten für die Realisierung der Anlagen und Maßnahmen, die für den Umweltschutz getroffen werden (Umweltverträglichkeitsprüfung), zu machen.
Zur vorbereitenden Unterstützung während des Verfahrens wurde die AMDIE (Agence Marocaine de Développement des Investissements et des Exportations) gegründet. Zur Umsetzung steht die Investitionsförderagentur CRI (Centres Régionaux d'Investissement) unterstützend zur Seite.
4. Offre Maroc: Grüner Wasserstoff als Zukunftsträger der marokkanischen Nach-haltigkeitspolitik
Unter dem Titel Offre Maroc veröffentlichte die marokkanische Regierung im März 2024 ein Rundschreiben, um Investoren für die Massenproduktion von grünem Wasserstoff und seinen Derivaten zu gewinnen. Es deckt die gesamte Wertschöpfungskette des Grünen Wasserstoffsektors ab, insbesondere auch die Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien; konkret im Upstream-Bereich die Elektrolyse sowie im Downstream-Bereich die Umwandlung von grünem Wasserstoff in Ammoniak, Methanol und synthetische Kraftstoffe.
Offre Maroc ist ein staatliches Betriebs- und Anreizprogramm, mit dem die Herstellung von Grünen Wasserstoff und dessen Derivaten für den heimischen Gebrauch und den Export gepusht werden soll. Das Programm bietet keine spezifischen Anreize für den Wasserstoffsektor, sondern verweist auf die Bestimmungen der Investitionscharta (2023) und die allgemeinen Zoll- und Steuervorteile, die durch den Abschluss einer Investitionsvereinbarung mit dem marokkanischen Staat gewährt werden (siehe dazu weiter unten).
Das Projektauswahlverfahren unter dem Dach des Offre Maroc besteht aus vier Phasen:
- Investoren müssen zunächst bei Masen einen Investitionsplan vorlegen, der ihre finanziellen und technischen Fähigkeiten zur Durchführung des Projekts, ihre Erfahrung mit ähnlichen Vorhaben sowie die positiven Auswirkungen für das Land Marokko, insbesondere im Hinblick auf die industrielle Integration, darstellt.
- Nach der Genehmigung des Investitionsantrags wird ein vorläufiger Landreservierungsvertrag geschlossen, der dem Investor für 6 Monate das exklusive Recht auf ein Grundstück sichert, das für die Durchführung von Vorstudien (Pre-FEED) benötigt wird.
- Wenn der Investor seine Verpflichtungen erfüllt, wird ein Vorstudienvertrag abgeschlossen, der die Exklusivrechte am Grundstück um weitere 18 Monate verlängert, um eine detaillierte Vorstudie (FEED) durchführen zu können.
- Nach der Validierung der erweiterten Studie (endgültige Investitionsentscheidung) wird eine Rahmeninvestitionsvereinbarung abgeschlossen. Diese legt das Investitionsprogramm fest, einschließlich der Kostenübersicht, eines Zeitplans, Verpflichtungen zur Schaffung von Arbeitsplätzen, Anforderungen an die industrielle Integration sowie die Bedingungen für die finanzielle Rendite für den marokkanischen Staat, ein-schließlich Mieten und möglichen Beteiligungen am Eigenkapital und Gewinn.
Das Anreizprogramm im Einzelnen:
Das Anreizprogramm sieht zunächst die Ausweisung von öffentlichem Grund und Boden, insgesamt etwa 1.000.000 Hektar, für die Produktion von Grünem Wasserstoff vor. In Phase I werden 300.000 Hektar zugewiesen, welche in Parzellen von jeweils 10.000 bis 30.000 Hektar unterteilt werden. Bei größerem Flächenbedarf, der durch die Größe des Investitionsprojekts gerechtfertigt sein muss, besteht die Option der schrittweisen Freigabe weiterer Flächen. Hinzu kommen konkrete Steuer- und Zollvergünstigungen. Vorgesehen ist die Befreiung von Einfuhrzöllen und die Befreiung von der Mehrwertsteuer auf im Inland bzw. bei Einfuhr erworbene Waren.
Der Projektentwicklungsprozess umfasst die Einreichung von Angeboten bei Masen, die als Anlaufstelle fungiert und Investoren in verschiedenen Aspekten unterstützt, wie z.B. bei der Kontaktaufnahme mit den zuständigen Behörden, der Koordination der Grundstückszuweisung und der Abwicklung von Verwaltungsverfahren. Die Projekte müssen bestimmte Kriterien erfüllen, namentlich Arbeitsplätze schaffen, zur wirtschaftlichen Entwicklung Marokkos beitragen sowie sektorale Ökosysteme und die technologische Entwicklung fördern. Bei der Bewertung der Angebote wird unter anderem auf die finanzielle Leistungsfähigkeit der Investoren, ihre Erfahrung in den verschiedenen Segmenten der Wertschöpfungskette sowie ihre weiteren wirtschaftlichen Absichten in Marokko, insbesondere im Hinblick auf die horizontale und vertikale industrielle Integration, abgestellt.
In der FEED-Phase (Front-End Engineering and Design) wird ein Vorvertrag zwischen dem Investor und der marokkanischen Regierung für maximal 18 Monate geschlossen und durch Vereinbarung der Parteien jeweils verlängert. Wenn die endgültige Investitionsentscheidung (Final Investment Decision, kurz „FID“) am Ende der FEED-Phase positiv ausfällt und der Investor alle im Vorvertrag festgelegten Bedingungen erfüllt, folgt automatisch ein Investitionsrahmenabkommen zwischen dem Investor und der marokkanischen Regierung. Erfüllt der Investor trotz positiver FID nicht alle vorvertraglichen Bedingungen, finden Verhandlungen über ein mögliches Investitionsrahmenabkommen statt.
5. Förderung im Rahmen der Investitions-Charta
Der Hauptmechanismus der marokkanischen Investitionscharta bietet finanzielle Unterstützung, die bis zu 30 % der förderfähigen Investitionen abdecken kann. Um für diesen Mechanismus in Frage zu kommen, müssen Projekte bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Projekte können auf zwei Arten die Förderfähigkeit erreichen. Entweder (sog. Hauptmechanismus) durch die Schaffung von mehr als 150 Arbeitsplätzen in Marokko, unabhängig von der Investitionshöhe, oder durch eine Kombination aus einer Investition von mindestens 50 Millionen MAD und der Schaffung von mindestens 50 stabilen Arbeitsplätzen.
Die Investitionsprämien sind in verschiedene Kategorien unterteilt, die den spezifischen Charakter und Standort des Projekts berücksichtigen. Gemeinsame Investitionsprämien werden, basierend auf der Anzahl der geschaffenen Dauerarbeitsplätze in Marokko, gewährt. Sie variieren zwischen 5 % und 10 % der förderfähigen Investition. Darüber hinaus gibt es Bonusprämien, die für verschiedene Faktoren vergeben werden, namentlich Geschlechtergleichstellung (3 %), Arbeitsplätze in zukunftsorientierten oder technologischen Sektoren (3 %), nachhaltige Entwicklung (3 %) und lokale Integration (3 %).
Um regionale Disparitäten zu verringern und Investitionen in entlegeneren Gebieten Marokkos zu fördern, gibt es eine Territorialprämie. Diese beträgt 10 % für Investitionen in Regionen der Kategorie A und 15 % für solche in Regionen der Kategorie B.
Projekte in priorisierten Sektoren Marokkos wie Tourismus, Industrie, Digitalisierung, Logistik, Erneuerbare Energien und weitere erhalten eine Sektorprämie von bis zu 5 % der Investition. Es gibt eine Obergrenze von 30 Millionen MAD (~2,7 Millionen EUR) für Prämien in Erneuerbaren Energien wie Wind-, Solar- oder Wasserkraft.
Der Mechanismus für strategische Projekte in Marokko richtet sich an große Investitionen von mindestens 2 Milliarden MAD (~180 Millionen EUR). Solche Projekte müssen einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung Marokkos leisten. Damit ein Projekt als strategisch eingestuft wird, muss es mindestens eines der folgenden Kriterien erfüllen.
Das Projekt
- trägt effektiv zur Sicherung der Wasser-, Energie-, Lebensmittel- oder Gesundheitsversorgung des Landes bei.
- schafft eine erhebliche Anzahl von Arbeitsplätzen.
- stärkt Marokkos wirtschaftliche und strategische Position auf regionaler, kontinentaler oder internationaler Ebene.
- hat einen wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung von sektoralen Ökosystemen. Oder es fördert die technologische Entwicklung im Land.
Die Vorteile für strategische Projekte werden individuell im Rahmen einer Vereinbarung mit dem marokkanischen Staat ausgehandelt. Eine Kombination mit den Vorteilen des Hauptmechanismus ist dabei ausgeschlossen.
6. Ist Marokko ein stabiler Partner in der MENA-Region?
Marokko ist es in den letzten 20 Jahren gelungen, unterschiedliche Industrien und Dienstleistungen im Land anzusiedeln. Dafür hat sich das Land ausländischen Direktinvestitionen mehr geöffnet als manch anderer Staat in Afrika. Das marokkanische Königshaus fungiert als politischer Ruhepol des nordafrikanischen Landes und sorgt mit einer klugen Wirtschaftspolitik für die Modernisierung und Industrialisierung. Als staatliches und geistiges Oberhaupt des Landes achtet der König mit der Regierung auch auf eine moderate gesellschaftliche Modernisierung, Toleranz gegenüber anderen Religionen, die Vereinbarkeit religiöser mit säkularen Lebensweisen und einen moderaten Islam.
Mit der Europäischen Union pflegt Marokko ebenso enge Bindungen wie mit den Vereinigten Staaten, auch über die wirtschaftliche Zusammenarbeit hinaus. In Kenntnis seiner Stärken tritt Marokko dabei zunehmend selbstbewusster auf und legt Wert auf Austausch und Kooperation auf Augenhöhe.
Seit 2000 bildet das Assoziierungsabkommen zwischen der EU und dem Königreich Marokko einen allgemeinen Rahmen für die Beziehungen im politischen, wirtschaftlichen, sozialen, wissenschaftlichen und kulturellen Bereich.
7. Aussichten für Investitionen im Feld der Erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz in Marokko
Marokko möchte die Champions League der Erneuerbaren Energien anführen. Das Land hat das ambitionierte Ziel, bis zum Jahr 2030 den Anteil Erneuerbarer Energien auf 52 % zu erhöhen und bis dahin insgesamt rund 40 Mrd. US-Dollar in die Entwicklung des Energiesektors zu investieren.
Der Staat Marokko bietet ausländischen Investoren verschiedentliche Investitionsanreize, etwa in Form von Steuererleichterungen, Subventionen, vollständigen oder teilweisen Befreiungen von Zöllen, langfristigen Darlehen, oder zinsgünstigen Krediten. Diese Begünstigungen werden durch Artikel 28 des marokkanischen Rahmengesetzes Loi-cadre n° 99-12 vom 20. März 2014 und dessen Ausführungsverordnungen möglich gemacht.
Es steht eine breite Palette an Programmen, Fördermitteln und gesetzlichen Vorteilen bereit. Zu nennen sind beispielsweise das Programm zur Förderung von Solarpumpen und das Programm zur Optimierung der Energieeffizienz landwirtschaftlicher Betriebe, welche durch die AMEE koordiniert werden. Auch bestehen Finanzierungsmöglichkeiten, etwa durch den marokkanischen landwirtschaftlichen Entwicklungsfonds (Fonds de Développement Agricole) oder durch die Gewährung von Mikrokrediten. Von Letzteren haben bereits über 930.000 Kreditnehmer profitiert.
Auch der Markt für energetischen Neubau und Sanierungsmaßnahmen in Marokko bietet Geschäftschancen: Innovativen Technologien wird insbesondere im tertiären Gebäudesektor viel Interesse entgegengebracht. Mit gezielten Energieeffizienzprogrammen beabsichtigt die marokkanische Regierung eine deutliche Steigerung der Anzahl und der Qualität von Sanierungsmaßnahmen in Gebäuden des tertiären Sektors. Dies kommt dem boomenden Bausektor zugute, der mit einem Beitrag von 6,6 % des BIP und einer Wertschöpfung von 4,71 Milliarden EUR einen Schlüsselsektor der marokkanischen Wirtschaft darstellt. Die Regierung hat vor diesem Hintergrund festgelegt, dass bis 2030 14 % des landesweiten Energieverbrauchs durch Energieeffizienzmaßnahmen an Gebäuden reduziert werden soll.
8. Weitgehend unbeschränkter Zugang für ausländische Investoren in Marokko
Ausländische Investoren haben im Bereich der Erneuerbaren Energien weitgehend freie Hand. Dies gilt zunächst für die Beteiligung an marokkanischen Gesellschaften, welche zu 100 % in ausländischer Hand liegen dürfen. Kapital und Dividenden können bei Beachtung der devisenrechtlichen Regulierung – im Wesentlichen Registrierung der Investition beim Office des Changes – unbeschränkt ausgeführt werden. Lediglich der Kauf von marokkanischem Agrarland ist Ausländern verwehrt. Allerdings lässt sich die Nutzung geeigneter Flächen für Wind- und Solaranlagen durch die langfristige Pacht vom marokkanischen Staat oder privaten Eigentümern sichern.
Mit dem marokkanischen Gesetz Loi n° 13-09 vom 11. Februar 2010 wurden die gesetzlichen Grundpfeiler für die Entwicklung Erneuerbarer Energien gesetzt und Erneuerbare Energien zur Priorität der nationalen Energiepolitik erklärt. Das marokkanische Energie- und Umweltministerium hat sich beim Erlass dieses Gesetzes am deutschen Erneuerbare-Energien-Gesetz, kurz „EEG“ orientiert. Das Gesetz macht eine Öffnung zum euro-mediterranen Energiemarkt möglich und führte zur Harmonisierung von Gesetzgebung und energetischen Reglementierungen.
Um in Marokko künftig auch Privatinitiativen zu fördern, wurde der Sektor für die Produktion, Vermarktung und den Export geöffnet. Betreiber haben die Möglichkeit erhalten, entweder im Auftrag eines Verbrauchers, der an das nationale Mittelspannungs- (Moyenne Tension), Hochspannungs- (Haute Tension) und Höchstspannungsnetz (Très haute Tension) angeschlossen ist, oder durch einen Kaufvertrag direkt mit der ONEE-Strom aus Erneuerbaren Energiequellen zu erzeugen und ggf. einzuspeisen.
Es wurde außerdem beschlossen, dass der in Zukunft im Überschuss produzierte Strom auch direkt an ONEE verkauft werden kann, jedoch nur bis zu 20 % der jährlichen Stromproduktion des Werkes. Darüber hinaus wurde die Definition von Kleinwasserkraftwerken von 12 MW auf 30 MW erweitert.
Weiterführende Informationen finden Sie hier:
https://akzente.giz.de/de/stimmen/marokkos-energiewende
https://www.gtai.de/gtai-de/trahttps://www.gtai.de/de/trade/marokko-wirtschaft/energiewirtschaft
https://www.deutschland.de/de/energiewende-gruener-wasserstoff-aus-marokkowasserstoffstrategie
https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/laender/marokko-node/bilaterale-beziehungen/224064
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Unser deutschsprachiger CBBL-Anwalt in Casablanca, Herr Rechtsanwalt Dr. Christian Steiner, steht Ihnen gerne zur Verfügung: c.steiner@cbbl-lawyers.de, Tel. +212 - 648 120 763
Stand der Bearbeitung: Oktober 2024